23.02.2005

Was wäre, wenn...

... Eltern Zeugnisse für die Lehrer ihrer Kinder schrieben?

Wir haben heute das Zeugnis unseres älteren Sohnes in Empfang nehmen dürfen. Eigentlich war schon am vergangenen Freitag Zeugnistag. Unser Großer ist aber krank geschrieben - und das aus gutem Grund: Er erleidet in seiner Schule seit Schuljahresanfang massives Mobbing. Zu dieser Ansicht sind wir nicht allein gekommen - diverse Menschen, die es wissen müssen, haben uns das bescheinigt. Schriftlich. Und nun lese ich in dem Zeugnis den folgenden Satz:

"Unbedachte Handlungen des launischen Schülers führen leider zu Problemen mit Lehrern und Mitschülern."

So hört es sich also an, wenn man ein halbes Schuljahr lang versucht hat, die Lehrerin, den Beratungslehrer, ja selbst den Direktor des entsprechenden Instituts darauf hinzuweisen, dass hier etwas im Argen liegt, dass dringender Handlungsbedarf besteht, dass mit der Klasse gearbeitet werden muss. Diese "unbedachten Handlungen" sind die ungeeigneten Versuche eines Kindes, sich Menschen vom Leib zu halten, die es quälen, die es beschimpfen, die seine Jacke bespucken, bis sie nass ist, die den Inhalt seiner Trinkflasche wegschütten, und, und, und. Oh, du meine Güte, Deutschland, wie weit ist es mit dir gekommen?

Nachdem aber hier so munter und bedenkenlos über mein Kind geurteilt wird, erlaube ich mir, die Lehrerin, die meinem Kind nicht helfen wollte, in derselben Weise zu beurteilen. Das kann ich mir nun wirklich nicht mehr verkneifen.

Auf der nächsten Seite finden Sie also ein Zeugnis für meines Sohnes Lehrerin.