Gefunden in der Tageszeitung Ultima Hora

Hollywood in Ciudad del Este - 30.10.2005

Ciudad del Este Vice: Licht, Kamera, Action!

(Wilson Ferreira, Ultima Hora)
Ciudad del Este

Das Set wartet. Alles ist fertig für den Drehbeginn der millionenschweren Superproduktion aus Hollywood, basiert auf der Polizeiserie der 80er Jahre, an die wir uns alle erinnern, in Ciudad del Este. Der Dreh der Kinoversion von "Miami Vice" hat große Erwartungen in der Gemeinde Ciudad del Estes hervorgerufen, weit mehr des wirtschaftlichen Aspektes wegen als wegen der Handlung des Films. Es wird geschätzt, dass mehr als 1.500 Menschen aus der Region direkt und indirekt an dem Film mitarbeiten werden. Seit mehr als einem Monat gibt es zwei Büros am Ort, wo bis gestern Bewerbungsunterlagen von Menschen, die an dem Film mitarbeiten möchten, entgegengenommen wurden.
Viele hoffen, beim Dreh einiger Szenen dabeisein zu dürfen, auch als Statisten. Wie man hört, wird es etwa 200 Statisten geben und es gibt sogar zwei Sprechrollen, die an paraguayische Schauspieler vergeben werden könnten. Auf der Liste der Mitarbeiter stehen hauptsächlich solche, die aus Ciudad del Este stammen. Auch einige aus Asunción und aus dem Ausland sind dabei.

Der Regisseur des Films, Michael Mann, hat von Anfang an signalisisert, dass man für Serviceleistungen den Leuten aus Ciudad del Este den Vorrang gegeben habe. Es wurden Elektriker, Maler, Dekorateure, Schreiner, Spengler und Schneider unter Vertrag genommen. Die Designabteilung hat ein Team, das sich in der Hauptsache aus paraguayischen Profis zusammensetzt, die von den Produzenten als "von ausgezeichneter Qualität" bezeichnet wurden.

MEHR ZEIT. Diese Superproduktion von Universal Pictures begann am 27. Juni in Miami und hat die Produzenten auch bis nach Havanna und Barranquilla gebracht, wo der Dreh länger dauern wird, weil die Hurricanes in der Karibik und den Vereinigten Staaten weitere Aufnahmen unmöglich gemacht haben; einige werden jetzt in Paraguay gemacht werden.
Wie die Produzenten ankündigten, werden wahrscheinlich die Szenen, die am Flughafen von Port au Price in Haiti gedreht werden sollten, am Aeropuerto Guaraní in Minga Guazú stattfinden und einige Straßen von Ciudad del Este werden sich verkleiden müssen, um wie Barranquilla, Kolumbien auszusehen, was bedeutet, dass das Team längere Zeit in unserem Land verbleiben wird als vorgesehen.

DREHORTE. Die Galerien Lai Lai und Paye der Hauptstadt von Alto Paraná, die sich etwa 1000 Meter von der Brücke der Freundschaft entfernt befinden, werden der Hintergrund für einige Aufnahmen sein. Beide Galerien sind bereits angemietet und es wurden fast zwei Millionen Dollar bezahlt.
Von Beginn an erregte das Interesse der Cineasten an dem ausgewählten Ort Aufmerksamkeit, weil es sich un einen der verwahrlosesten und unordentlichsten Teile der Stadt handelt.
In der Galerie Paye gibt es ein Set, an dem die Brücke der Freundschaft, die als Wahrzeichen der Region und eine der größten Bogenbrücken der Welt angesehen wird, als Hintergrund auftauchen wird. Die Szene wird auf dem Balkon gedreht, von wo mit speziellen Linsen die gesamten Bewegungen der Stadt in einer Aufnahme zusammengefaßt werden können.

Bezüglich der Zeit, in der Ciudad del Este im Film zu sehen sein wird, steht bis zum letzten Schnitt nichts fest, wie die Produzenten sagen. Am Anfang sprach man davon, dass die Szenen etwa 10 bis 15 Minuten des Films in Anspruch nehmen würden, aber das kann sich sehr ausdehnen, je nach Resultat der Aufnahmen und Inspiration des Regisseurs während des Drehs und der Nachbearbeitung.

Die Handlung hat keinen Zusammenhang mit Terrorismus

Seit bestätigt wurde, dass Szenen für den Film "Miami Vice" in Ciudad del Este gefilmt werden sollten, haben sich Mitglieder der libanesischen Gemeinde zögerlich gezeigt, weil sie fürchteten, dass die Handlung des Films etwas mit Terrorismus zu tun haben könnte, was die Annahme einiger nordamerikanischer Spionagedienste, die darauf bestehen, dass es fundamental-islamistische Basen im Dreiländereck gebe, stützen könnte. Bevor mehr Mutmaßungen dieser Art aufkamen, hat Michael Mann, der Regisseur des Films, selbst diese Version dementiert.
Im gesamten Drehbuch des Fimls gibt es keinerlei Erwähnung von islamistischem Fundamentalismus oder Terrorismus, sagte der Regisseur, als er vor drei Monaten hier war, um einige Drehorte auszuwählen.
Als das Gefolge die Einrichtungen der Galerie Paye besichtigte, waren sogar viele Händler nicht damit einverstanden, dass einige Szenen im Gebäude gedreht werden sollten, aber letztlich, nachdem dieser Punkt geklärt war, haben sie zugestimmt.

Die angenommenen Verbindungen libanesischer Mitbürger aus der Gegend mit extremistischen Bewegungen war Grund für eine regelrechte Hexenjagd gegen Mitbürger arabischen Ursprungs in Ciudad del Este nach den Attentaten auf das World Trade Center. Diese Wunde ist immer noch offen, obwohl die Existenz aktiver oder schlafendern Zellen nie bewiesen werden konnte; das ging so weit, dass die Mehrheit der festgenommenen Araber letztich wegen Steuerflucht angeklagt wurde, weil nichts gefunden werden konnte, was sie mit irgendeiner extremistischen Bewegung in Verbindung bringen würde.
Ein Film, der diese Vorstellung auf weltweitem Niveau nähren würde, würde einen weiteren harten Schlag gegen die arabische Gemeinde im Dreiländereck bedeuten, der direkt das internationale Image der Region beschädigte und der sich in einen weiteren harten Schlag gegen den Tourismus auswachsen würde, der den Hauptwirtschaftszweig dieser Region ausmacht.

Studenten der darstellenden Künste werden ihren Raum haben

Ein interessanter Aspekt, der von Michael Mann selbst bestätigt wurde, ist, dass die Studenten, die sich auf Berufe mit Bezug zu Kommunikation, Fernsehen, Theater und Kino vorbereiten, am Dreh werden teilnehmen können, wofür die Interessenten eine spezielle Akkreditierung haben werden, die ihnen erlaubt, die Produzenten während der Filmarbeiten zu begleiten.
"Ich habe immer ein Programm für Filmstudenten. Diese werden am Dreh teilnehmen können. Wir sprechen von Studenten der Film- und Fernsehkunst. Sie werden als Studenten dabeisein können", erklärte der Regisseur.
Studenten der Kommunikationswissenschaften der Fakultät der Philosophie der Universidad Nacional del Este haben die Formalitäten zur Teilnahme an den Filmarbeiten erledigt.

Die Verantwortlichen der Produktion bestätigten, dass die Aufnahmen von der Bevölkerung beobachtet werden können, von der man Kooperation in der Form erwarte, dass sie sich auf den nötigen Raum beschränke, damit die Realisierung in professioneller Weise vonstatten gehen könne. Szenen zu wiederholen bringt einen ungeheueren Aufwand mit sich, physisch wie auch finanziell.

Es wird ein großer Aufschwung im Tourismus erwartet

Die wirtschaftlichen Organisationen im Bundesstaat Alto Paraná erwarten, dass der Film "Miami Vice", dessen Premiere für Juli 2006 vorgesehen ist, positive Auswirkung haben wird auf die touristischen Aktivitiäten, die derzeit einen Prozeß der wirtschaftlichen Ausgestaltung durchlaufen. Tatsächlich wird vorgeschlagen, die Drehorte des Films zu touristischen Sehenswürdigkeiten zu gestalten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass mehr Filme in der Hauptstadt Ostparaguays gedreht würden, bestätigten Quellen aus der Stadtverwaltung.

SCHLECHTES IMAGE. Über den möglicherweise schlechten Eindruck, der von der Stadt entstehen könnte, die laut Drehbuch als Zufluchtsort von Drogenhändlern dient, sagte der Direktor für Tourismus der Stadtverwaltung, Mauro Créspedes, dass aufgrund dieses Kriteriums niemand Miami besuchen dürfe, wo die Fernsehserie "Miami Vice" gefilmt worden sei.

"Das wird uns in die Welt bringen", meinte er optimistisch. Er fügte hinzu, dass in vielen Ländern nach der Premiere eines Films der Tourismus einen Aufschwung erlebt habe. "Die Orte, vor allem die Drehorte, sind touristische Sehenswürdigkeiten, die hier wirtschaftlich genutzt werden müssen. Dies hier wird sicherlich kein schlechtes Bild von der Stadt zeichnen. Im Gegenteil, dieser Dreh wird helfen, den Tourismus zu stärken, wenn man nach Brasilien und Argentinien schaut. Wir sprechen von europäischen und japanischen Touristen", sagte der Beamte. Als Beispiel erwähnte er den Fall des Films "Der Herr der Ringe", der in Neuseeland gedreht worden war. "Ein Gebiet, das vielen unbekannt war, hat mehr als 10 Millionen Japaner an den Orten, an denen der Film gedreht wurde, empfangen".