Unruhen in Paraguay - 15.07.2002

Der paraguayische Präsident Luis González Macchi sorgt seit seinem Amtsantritt als Interims-Präsident am 28. März 1999 für Unmut in der paraguayischen Bevölkerung. Die Wirtschaftslage könnte inzwischen kaum schlechter sein und die Armut in Paraguay nimmt zu.

Die Wut, die die Paraguayer auf ihren nicht gewählten Präsidenten inzwischen haben, gipfelte am 15.07.2002 in gewalttätigen Demonstrationen im ganzen Land. In Ciudad del Este haben Demonstranten am Morgen die Brücke der Freundschaft gesperrt und lautstark den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Die Polizei ging mit Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor, diese antworteten mit Steinen und anderen Wurfgeschossen, die am Wege lagen.

In Encarnación wurde die Brücke, die die Stadt mit Argentinien verbindet gesperrt, dort waren die Ausschreitungen aber weit geringer, weil nur 25 Polizisten zur Verfügung standen und somit der Einsatzbefehl nicht gegeben wurde.

In der Hauptstadt Asunción wurde vor dem Präsidentenpalast demonstriert, die Demonstration jedoch von Polizeikräften mit Gummigeschossen aufgelöst.

Am Mittag hat Präsident González Macci den Ausnahmezustand verhängt. Dieser soll bis Freitag in Kraft bleiben, obwohl der Präsident nur die Macht hat, für 48 Stunden den Ausnahmezustand zu verhängen. Danach kann er vom Kongress auf bis zu 60 Tage verlängert werden. Der Fernsehsender Telefuturo berichtet, dass der Kongress für Mittwoch einberufen ist, um über den Fortbestand des Ausnahmezustandes zu beraten.

Die traurige Bilanz des Tages:

In Asunción insgesamt 38 Festnahmen, 25 Männer und 13 Frauen.
In Ciudad del Este 112 Festnahmen, 53 Verletzte, zwei Todesopfer. Bei einem der verstorbenen Demonstranten wurde nach Angaben der paraguayischen Nachrichtenwebsite Neike eine Schusswaffe gefunden.

Der paraguayische Vizepräsident Dr. Julio César Franco von der liberalen Partei gab den Journalisten ein Statement ab, in dem er unter anderem sagte, dass das Volk auf dem Land, das kein Geld habe, Kinder medizinisch versorgen zu lassen oder Essen zu kaufen, das Recht habe, den Präsidenten zum Rücktritt aufzufordern. Den verschiedenen Nachrichtenmagazinen zufolge hat er sich bereiterklärt, die Präsidentschaft zu übernehmen, falls González Macchi zurücktrete.

Für morgen, Dienstag, den 16.07.2002 wird eine Beruhigung der Situation erwartet. Nichtsdestoweniger sind weitere Demonstrationen in Vorbereitung, mit denen der Präsident des Landes zum Rücktritt aufgefordert werden soll.

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